Gefühlen einen Klang geben

The Baiersbronn native Magnus Reichel studies “Composition for Film and Theater” in Arnhem, thus turning his passion into a profession.

Text by: Monika Schwarz
Translation by: Magnus Reichel

Magnus Reichel is currently visiting his parents’ home in Baiersbronn. He says he owes his love of music to them. At the age of six, the now 24-year-old attended the “Jugendmusikschule” to take accordion and singing lessons. Several successful competitions – including two first places in “Jugend musiziert” – testified to Reichel’s musical talent early on.

When his voice broke, however, his vocal teacher at the time, Heidrun Maria Hahn, advised him to concentrate on the piano rather than on singing during this time. He followed this advice and found in Lilli Heinle a piano teacher who always supported his desire for personal development. “I didn’t just want to play from the paper,” says Reichel. Sometimes during that time after school he would sit at the piano for several hours and play the pieces that had previously been created in his head. “What sport was to others, music was to me.”

Der Baiersbronner Magnus Reichel studiert “Composition for Film and Theatre” in Arnheim und macht damit seine Leidenschaft zum Beruf.

Von Monika Schwarz

Momentan ist Magnus Reichel bei seinen Eltern in Baiersbronn auf Heimatbesuch. Ihnen, sagt er, habe er die Liebe zur Musik zu verdanken. Bereits im Alter von sechs Jahren besuchte der heute 24-Hährige die Jugendmusikschule, um dort Akkordeon- und Gesangsunterricht zu nehmen. Mehrere erfolgreiche Teilnahmen an Wettbewerben – darunter zweimal der erste Platz bei “Jugend musiziert” – zeugten schon früh von Reichels musikalischem Talent.

Mit Beginn des Stimmbruchs habe ihm seine damalige Gesangslehrerin Heidrun Maria Hahn allerdings empfohlen, sich künftig doch eher auf das Klavier anstatt auf den Gesang zu konzentrieren. Diesen Rat habe er befolg und mit Lilli Heinle eine Klavierlehrerin gefunden, die seinen Wunsch nach eigener Entwicklung stets unterstützte. “Ich wollte nicht einfach nur vom Blatt spielen”, sagt Reichel. Manchmal habe er in jener Zeit nach der Schule mehrere Stunden am Klavier gesessen und die Stücke gespielt, die zuvor in seinem Kopf enstanden seinen. “Was für andere der Sport war, das war für mich die Musik.”

Was für andere der Sport war, das war für mich die Musik

Magnus Reichel, Student

Schon immer habe es ihm viel gegeben, die eigenen Gefühle und Stimmungen in Form von Musik an andere weiterzugeben und sie damit zu berühren. Die Einladung zum landesweiten Workshop “Jugend komponiert” und die Erfahrung, dass Profimusiker dort seine Stücke spielten, hhaben ihn ermuntert, an der Jugendmusikschule für andere Musikschüler und deren Instrumente zu komponieren.

Reichel lässt sich beim Komponieren oftmals von der Natur inspirieren. Er schlüpft auch mal in Rollen, um Stimmungen nachzuempfinden, die er vertonen will. “Wenn ich ein Räuberlied schreiben möchte, dann lege ich mir schon auch mal etwas über die Schulter und laufe als Räuber durch das Zimmer”, erklärt er und lacht. Schwer falle ihm das Hineinfühlen in die Rollen nicht, gewissermaßen gehöre diese Fähigkeit bei dem, was er tue, ja auch dazu.

Noch bevor Magnus Reichel sein Abitur in der Tasche hatte, hat er sein Diplom als Filmmusikkomponist in Bonn an der Musicube Academy gemacht. Es war Voraussetzung für den Filmmusik-Bachelor-Studiengang “Composition for Film and Theatre” an der University of the Arts (ArtEZ) in Arnheim/Niederlanden. Für die ArtEZ war dann noch eine Begabtenprüfung zu absolvieren. Der Studiengang umfasst ein stilübergreifendes Kompositionsstudium mit angewandtem Studium der Tontechnik. Die Hochschule kooperiert dabei mit verschiedenen Filmhochschulen, um die Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis zu gewährleisten.

Sein dortiger Jahrgang umfasst gerade mal fünf junge Männer – und keine Frau. Reichel bedauert das, “weil sich eine Gruppendynamik ins Positive verändert, wenn Frauen dabei sind”. Unterrichtet werde viel im Einzelunterricht und stets auch releativ frei. Wichtig sei es, möglichst viel von den unterschiedlichen Instrumenten mitzubekommen, auch wenn man sie selber gar nicht spiele. Es gehe darum, die Funktionsweisen zu verstehen und dann mit ihnen zu arbeiten. Er habe während des Studiums noch Unterricht auf der Gitarre, dem Schlagzeug, auf der Trompete und auf dem Jazzpiano genommen.

Beim Komponieren gibt die Musiktheorie viele Regeln vor. Sie beschränke ein Stück weit die Kreativität. Im Grunde gehe es deshalb auch darum, diese Regeln zu brechen und “dem inneren Wesen Raum zu geben”. “Musik kommt ja auch nicht nur aus dem Kopf, sondern aus dem ganzen Körper.” Filmmusik-Kompositionen werden größtenteils nicht von Orchestern eingespielt, sondern mit Hilfe virtueller Instrumente am Computer. So lassen sich Kosten sparen. Den echten Sound eines Orchesters könne der Komponist – Erfahrung und handwerkliches Geschick vorausgesetzt – ziemlich gut ersetzen, meint Reichel. Optimal sei es, wenn virtuelle Instrumente mit echten Klängen eines oder mehrerer Musiker ergänzt würden.

Musik kommt nicht nur aus dem Kopf, sondern aus dem ganzen Körper.

Magnus Reichel, Student

Praktische Erfahrungen hat Reichel während des Studiums bereits bei verschiedenen Theaterprojekten, für die er engagiert war, gesammelt. So finanziert er auch einen Teil seines Studiums. Reichel überlegt bei der Lektüre der jeweiligen Drehbücher schon ganz genau, an welchen Stellen er Musik einsetzt. Oft in Absprache mit dem Regisseur. “Die beste Filmmusik ist in meinen Augen immer noch die, die aktiv überhaupt nicht wahrgenommen wird”, sagt Reichel.

Als großes persönliches Vorbild nennt er den mehrfachen Oscar- und Grammy-Gewinner John Williams, der bei Filmen wie “Jurassic Park” und “Schindlers Liste” die Filmmusik komponierte.

Reichel hat sich angewöhnt, “immer und überall” ein Mikrofon dabei zu haben, um Töne und Geräusche einzufangen. Diese kann er dann in seine Kompositionen einbauen, wenn er sie braucht. Donner beispielsweise eigne sich hervorragend für den Spannungsaufbau oder auch mal als Hintergrundgeräusch für ein Wikingerritual.

Reichel möchte mal als freiberuflicher Filmmusikproduzent seinen Lebensunterhalt verdienen. Da sei es wichtig, möglichst viele Kontakte aufzubauen. Bisher habe das über Weiterempfehlungen gut funktioniert. Als zusätzliche Einnahmequelle programmiert und verkauft er Software für Musikproduktionen. Ein Teil seines künftigen Einkommens werde er nach seinem Abschluss im Sommer als Dozent an der Hochschule in Arnheim bestreiten. “Lehren zu dürfen, ist für mich nämlich auch eine Herzenssache.”

Und was macht Magnus Reichel, wenn er sich nicht der Musik widmet? “Ich habe auch zwei Fantasyromane geschrieben, die ich vielleicht irgendwann veröffentliche”- erzählt er so beiläufig, als wäre es das Normalste der Welt.

What sport was to others, music was to me.

Magnus Reichel, Student

It has always given him a lot, to pass on his own feelings and moods to others in the form of music and thus to touch them. The invitation to the nationwide workshop “Jugend komponiert” and the experience that professional musicians played his pieces there encouraged him to compose for other music students and their instruments at the Jugendmusikschule.

When composing, Reichel is often inspired by nature. He also slips into roles to recreate moods that he wants to set to music. “If I want to write a robber’s song, I sometimes put something over my shoulder and run through the room as a robber,” he explains and laughs. It is not difficult for him to empathize with the roles, in a sense this ability is part of what he does.

Even before Magnus Reichel had graduated from high school, he graduated as a film music composer at the Musicube Academy in Bonn. It was a prerequisite for the film music bachelor’s degree “Composition for Film and Theater” at the University of the Arts (ArtEZ) in Arnhem / Netherlands. For the ArtEZ there was still a gifted examination to be passed. The course includes a cross-style composition course with an applied study of sound engineering. The university cooperates with various film schools to ensure that it can be used in practice.

His year there comprised just five young men – and no women. Reichel regrets that “because a group dynamic changes positively when women are there”. A lot is taught in one-to-one tuition and always relatively freely. It is important to get as much of the different instruments as possible, even if you don’t play them yourself. It’s about understanding how they work and then working with them. During his studies he still took lessons on guitar, drums, trumpet and jazz piano.

When it comes to composing, music theory has many rules. It limits creativity to a certain extent. Basically, therefore, it is also about breaking these rules and “giving space to the inner being”. “Music doesn’t just come from the head, it comes from the whole body.” For the most part, film music compositions are not recorded by orchestras, but with the help of virtual instruments on the computer. This saves costs. According to Reichel, the composer can replace the real sound of an orchestra pretty well – assuming experience and manual skills. It would be ideal if virtual instruments were supplemented with real sounds from one or more musicians.

Music doesn’t just come from the head, it comes from the whole body.

Magnus Reichel, student

Reichel already gained practical experience during his studies in various theater projects for which he was engaged. This is how he finances part of his studies. When reading the respective scripts, Reichel thinks carefully about where to use music. Often in consultation with the director. “In my opinion, the best film music is still the one that is not actively perceived at all,” says Reichel.

He mentions the multiple Oscar and Grammy winner John Williams, who composed the music for films such as “Jurassic Park” and “Schindler’s List”, as a great personal role model.

Reichel has got used to having a microphone with him “always and everywhere” to capture tones and noises. He can then incorporate these into his compositions when he needs them. Thunder, for example, is ideal for building up tension or as a background noise for a Viking ritual.

Reichel would like to earn a living as a freelance film music producer. It is important to establish as many contacts as possible. So far this has worked well via recommendations. As an additional source of income, he programs and sells software for music productions. After graduating in the summer, he will earn part of his future income as a lecturer at the University of Arts in Arnhem. “Being able to teach is also a matter close to my heart.”

And what does Magnus Reichel do when he’s not devoted to music? “I also wrote two fantasy novels that I might publish at some point” – he says casually, as if it were the most normal thing in the world.

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