Schon immer habe es ihm viel gegeben, die eigenen Gefühle und Stimmungen in Form von Musik an andere weiterzugeben und sie damit zu berühren. Die Einladung zum landesweiten Workshop “Jugend komponiert” und die Erfahrung, dass Profimusiker dort seine Stücke spielten, hhaben ihn ermuntert, an der Jugendmusikschule für andere Musikschüler und deren Instrumente zu komponieren.
Reichel lässt sich beim Komponieren oftmals von der Natur inspirieren. Er schlüpft auch mal in Rollen, um Stimmungen nachzuempfinden, die er vertonen will. “Wenn ich ein Räuberlied schreiben möchte, dann lege ich mir schon auch mal etwas über die Schulter und laufe als Räuber durch das Zimmer”, erklärt er und lacht. Schwer falle ihm das Hineinfühlen in die Rollen nicht, gewissermaßen gehöre diese Fähigkeit bei dem, was er tue, ja auch dazu.
Noch bevor Magnus Reichel sein Abitur in der Tasche hatte, hat er sein Diplom als Filmmusikkomponist in Bonn an der Musicube Academy gemacht. Es war Voraussetzung für den Filmmusik-Bachelor-Studiengang “Composition for Film and Theatre” an der University of the Arts (ArtEZ) in Arnheim/Niederlanden. Für die ArtEZ war dann noch eine Begabtenprüfung zu absolvieren. Der Studiengang umfasst ein stilübergreifendes Kompositionsstudium mit angewandtem Studium der Tontechnik. Die Hochschule kooperiert dabei mit verschiedenen Filmhochschulen, um die Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis zu gewährleisten.
Sein dortiger Jahrgang umfasst gerade mal fünf junge Männer – und keine Frau. Reichel bedauert das, “weil sich eine Gruppendynamik ins Positive verändert, wenn Frauen dabei sind”. Unterrichtet werde viel im Einzelunterricht und stets auch releativ frei. Wichtig sei es, möglichst viel von den unterschiedlichen Instrumenten mitzubekommen, auch wenn man sie selber gar nicht spiele. Es gehe darum, die Funktionsweisen zu verstehen und dann mit ihnen zu arbeiten. Er habe während des Studiums noch Unterricht auf der Gitarre, dem Schlagzeug, auf der Trompete und auf dem Jazzpiano genommen.
Beim Komponieren gibt die Musiktheorie viele Regeln vor. Sie beschränke ein Stück weit die Kreativität. Im Grunde gehe es deshalb auch darum, diese Regeln zu brechen und “dem inneren Wesen Raum zu geben”. “Musik kommt ja auch nicht nur aus dem Kopf, sondern aus dem ganzen Körper.” Filmmusik-Kompositionen werden größtenteils nicht von Orchestern eingespielt, sondern mit Hilfe virtueller Instrumente am Computer. So lassen sich Kosten sparen. Den echten Sound eines Orchesters könne der Komponist – Erfahrung und handwerkliches Geschick vorausgesetzt – ziemlich gut ersetzen, meint Reichel. Optimal sei es, wenn virtuelle Instrumente mit echten Klängen eines oder mehrerer Musiker ergänzt würden.